2023/II/Verk/4 Zuverlässiger und leistungsfähiger Regionalverkehr für Bergedorf und bis nach Rostock auch nach Einführung des €49-Tickets

Der Landesparteitag möge beschließen:

(1) Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BMV) vereinbart in Zusammenarbeit mit dem HVV sowie den zuständigen Stellen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, die derzeit von der DB Regio Nordost erbrachten Leistungen auf der Linie RE1 zu erweitern, und zwar zunächst und schnellstmöglich in folgendem Umfang:

  1. Die derzeit bis Schwerin geführten Leistungen werden unterwöchig morgens und nachmittags; Freitags, wochenends sowie an Feiertagen ganztägig bis Rostock und retour geführt.
  1. Die lediglich bis Büchen geführten Leistungen werden ab Büchen ohne Zwischenhalte bis Schwerin geführt und zeitlich auf den Regionalexpress nach/von Berlin abgestimmt.
  1. Die derzeit in Schwerin endende letzte Fahrt des RE1 aus Hamburg Hbf (Hamburg Hbf ab 0:36 Uhr) wird bis Rostock Hbf geführt.
  1. Die derzeit in Büchen beginnende erste Fahrt des RE1 bis Rostock Hbf (Büchen ab 4:58 Uhr) wird ab Hamburg Hbf, hilfsweise ab Hamburg-Bergedorf geführt.

(2) Die BMV setzt sich in Kooperation mit den Mecklenburg-Vorpommerschen und Schleswig-Holsteinschen Partner*innen mittelfristig für eine Überarbeitung des Betriebskonzeptes auf der Relation Hamburg-Rostock unter folgenden Maßgaben ein:

  1. Der derzeitige RE1 mit diversen Zwischenhalten wird unter Beibehaltung des Taktschemas als „Regionalbahn“ geführt.
  1. Es wird eine tagsüber mindestens im Zwei-Stunden-Takt verkehrende Regionalexpresslinie Hamburg-Rostock mit wenigen Halten und zwar in Hamburg-Hbf – Hamburg-Bergedorf – Schwarzenbek – Büchen – Boizenburg – Schwerin Süd – Schwerin Mitte – Schwerin Hbf – Bad Kleinen – Bützow – Rostock Hbf eingeführt.

Ein Nachtverkehr der Regionalbahnlinie im zwei-Stunden-Takt, durchgängig von Hamburg Hbf bis Rostock Hbf wird perspektivisch realisiert. Falls eine Führung ab Hamburg-Hbf nicht darstellbar ist, ist eine Führung ab Hamburg-Bergedorf oder Aumühle zu prüfen. Zur Kostenreduktion ist nachts der Einsatz kleinerer Züge in Betracht zu ziehen.

 

Begründung:

Durch Einführung des €49-Tickets haben sich die Rahmenbedingungen für die Nutzung des Nahverkehrs für die meisten Menschen grundlegend verändert. Durch die niedrigschwellige Nutzung (das Kaufen eines Tickets und die genaue Planung der Reisemodalitäten wegen Geltungstagen etc. entfällt) nutzen deutlich mehr Menschen den Nahverkehr als früher.

Als das neun-Euro-Ticket angeboten wurde, ließ sich beobachten, wie „auf Kante genäht“ die derzeit gefahrenen Verkehrsleistungen in weiten Teilen des Landes sind.

Zu einer der überlastetsten Linie in Norddeutschland gehört an sonnigen Wochenenden und in den Ferien seit Jahren der RE1 bis Rostock. Gleichzeitig ist diese Linie mit ihrem – in der Regel – lediglich zwei- Stunden-Takt unattraktiv für Berufspendler*innen aus der Metropolregion Hamburg bis Schwerin und – aufgrund des noch ausgedünnteren Angebots über Schwerin hinaus – für Personen aus der Region in Richtung Rostock gar keine ernst zu nehmende Alternative zur Zweitwohnung in Hamburg mehr.

Da die Linie RE1 zusammen mit der Mecklenburg-Vorpommerschen Linie RE8 die schnellste Regionalverkehrsverbindung nach Berlin darstellt, sind die über Büchen hinausgehenden Fahrten des RE1 seit Einführung des €49-Tickets zusätzlich be- und damit überlastet. Nicht selten ist ein Betreten der Züge insbesondere Freitags und vor Feiertagen am Hamburger Hauptbahnhof schon weit vor ihrer planmäßigen Abfahrt nicht mehr möglich. Damit verzögert sich der Heimweg von der Arbeit oder zum Familienbesuch für durch ihre Arbeit in Hamburg oder Bergedorf unsere hiesige Wirtschaft stärkende Bürger*innen Mecklenburg-Vorpommerns um mehrere Stunden.

Wenn wir die Verkehrswende und einen sozial gerechten, einkommensunabhängigen Zugang zum öffentlichen Verkehr ernst meinen, müssen wir uns für einen attraktiven, leistungsfähigen Verkehr einsetzen. Dies ist sowohl im wirtschaftlichen Interesse Mecklenburg-Vorpommerns, da hierdurch die Attraktivität der Urlaubs- und Lebensregion gestärkt wird; als auch im Interesse Hamburgs, da wir unseren ohnehin angespannten Wohnungsmarkt durch eine bessere Erreichbarkeit der Metropolregion Hamburg bis Schwerin entlasten würden und den Einwohner*innen unserer oft lauten und einengenden Millionmetropole eine zuverlässige und kostengünstige Reisemöglichkeit in die (relativ) unberührte Natur Mecklenburg-Vorpommerns und insbesondere an die dortigen Ostseestrände geboten würde.

Kurz gesagt: Der derzeitige Zustand auf dem RE1 ist seit Jahren untragbar und verschlimmert sich durch Einführung des – im übrigen sehr begrüßenswerten – €49-Tickets noch weiter. Die möglicherweise nicht ausreichende finanzielle Leistungsfähigkeit Mecklenburg-Vorpommerns darf hier nicht Todesurteil für eine auch für Hamburg wichtige Weiterentwicklung des Angebots auf der Relation Hamburg-Rostock sein.

Beschluss: Annahme in geänderter Fassung
Text des Beschlusses:

Der Landesparteitag möge beschließen: Die SPD-Bürgerschaftsfraktion wird aufgefordert, sich bei der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende dafür einzusetzen, dass das Verkehrsangebot auf der Linie RE1 (Hamburg – Rostock) in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein bedarfsgerecht und mit Weitsicht erweitert wird. Dabei soll insbesondere geprüft werden, ob Angebotsverbesserungen zu den Tagesrandzeiten noch im Rahmen des derzeit laufenden Verkehrsvertrags realisierbar sind.

Beschluss-PDF:
Überweisungs-PDF: