2023/I/Kul/4 Wenn der Fernseher bodyshamed – Jugendlichen realistische Körperbilder vermitteln

Status:
Nicht Abgestimmt

Der Landesparteitag der SPD Hamburg möge beschließen:

Die SPD Hamburg setzt sich dafür ein, dass auf europäischer Ebene eine Verpflichtung eingeführt wird, vor Filmen oder Serien einen Hinweis auf diejenigen Schauspieler*innen mit jugendlichen Rollen einzublenden, die signifikant älter sind, als die Rolle, die sie im Film oder in der Serie spielen. Sollte die Rolle kein definiertes Alter haben, ist das Alter auf Grundlage anderer Informationen im Kontext zu schätzen, bspw. der Schulklasse, Altersabständen zu anderen Charakteren mit Altersangabe oder der Lebenssituation. Dies könnte bspw. in Art. 6a der Richtlinie 2010/13/EU integriert werden.

Begründung:

Mittlerweile nutzen laut einer gemeinsamen Studie des UKE und der DAK-Gesundheit 90% der Kinder und Jugendlichen mindestens einmal die Woche Videostreaming-Plattformen, 45% täglich. An den Wochenenden liegt die durchschnittliche Nutzungszeit bei über vier Stunden am Tag.

Zur Identifikation des jugendlichen Publikums mit den Figuren in Filmen und Serien befinden sich die Charaktere in diesen meist in einem ähnlichen Alter; häufig handelt es sich um Oberstufenschüler. Um bei der Filmproduktion aber nicht mit Jugendschutzgesetzen konfrontiert zu sein, sind diese Rollen meistens mit erwachsenen Schauspieler*innen besetzt. Der unterbewusste Vergleich der Jugendlichen zwischen ihnen und den „gleichaltrigen“ Charakteren sorgt jedoch dafür, dass sich die Jugendlichen anfangen, sich bezüglich ihrer Statur, Körper- und Gesichtsform, Brüsten, Muskulatur, Behaarung, usw. mit Personen zu vergleichen, die mehrere Jahre älter sind als sie selbst, aber als gleichaltrig dargestellt werden. Bei dem stetigen Konsum von Angeboten auf Videostreamingplattformen prägt sich auf diese Weise auch bei einer normal verlaufenden Pubertät durch die Vielzahl an erwachsener aussehenden „Vorbildern“ immer mehr Unsicherheit bezüglich des eigenen Körpers ein. Das Ergebnis können Körperbildstörungen, Essstörungen und andere psychischen Auffälligkeiten sein. Mittlerweile sind 30% der Jugendlichen über ihr Äußeres besorgt. Um den Abgleich der Zuschauer*innen mit der Realität zu fördern, ist es daher geboten, am Anfang des Videos oder beim ersten Auftreten von Schauspieler*innen pro Film oder Episode das tatsächliche Alter zur Drehzeit einzublenden, sofern ein signifikanter Altersunterschied, bspw. von drei Jahren, zu der verkörperten Rolle vorliegt. Dies würde das kritische Hinterfragen der jugendlichen Zuschauer*innen mit den im Video dargestellten Körpern und den ihnen zugrunde liegenden Idealen anstoßen und den direkten Vergleich mit den Schauspieler*innen verringern.

 

 

Überweisungs-PDF: