2019/I/Verk/11 Verlängerung der Fährverbindung 73 über Wilhelmsburg nach Harburg

Status:
Erledigt

Wir fordern die SPD Hamburg dazu auf, sich im Senat der Freien Hansestadt Hamburg und in der Hamburgischen Bürgerschaft für Folgendes einzusetzen:

  • Die Fährverbindung 73 als Teil des Hamburger Verkehrsverbundes mit der bisherigen Endstation „Ernst-August-Schleuse“ soll über Wilhelmsburg bis nach Harburg verlängert werden. Dazu soll die Route der Fährverlängerung über den Reiherstiegskanal verlaufen. Die Anlegestelle in Wilhelmsburg soll an der Alten Schleuse (südlich des Dockville-Festivalgeländes) entstehen. Die Anlegestelle in Harburg soll am Ende des Dampfschiffswegs – unmittelbar östlich des Lagerhauses der „Harburg Spedition“ – gebaut werden.
  • Die Fährlinie soll am Wochenende mit 20-minütiger Taktung eingesetzt werden. Auch unter der Woche soll sie mit einer 20-minütigen Taktung fahren, zwischen 06:00 Uhr bis mindestens 21:30 Uhr. Sowohl die Fährstation Wilhelmsburg-Mitte als auch die Fährstation Harburg-Dampfschiffsbrücke soll zudem mit dem Busnahverkehrsnetz verbunden werden. Die Busverbindungen sollen zudem an die Taktung der Fähren angepasst werden.
  • Im Zuge der Verlängerung soll überprüft werden, ob entlang der verlängerten Route ein Wohnungsbau- oder Stadtentwicklungskonzept denkbar wären.
Begründung:

Eine gelungene Infrastrukturpolitik zeichnet sich dadurch aus, dass man potenzielle Fortbewegungsmöglichkeiten in den vielen Stadtteilen erkennt und dafür Sorge trägt, dass diese auch attraktiv ausgebaut werden.

Ganz in diesem Sinne fordern wir die Erweiterung der Fährverbindung 73 über Wilhelmsburg bis nach Harburg. Wilhelmsburger und Harburger Zentrumspendler sind derzeit auf die Reise mit der Bahn-Linie S3/S31, der Buslinie 154 und mit dem Auto beschränkt. Andere Möglichkeiten, den Sprung über die Elbe zu schaffen, gibt es derzeit nicht. Weder Wilhelmsburg noch Harburg ist bisher auf den Personentransport mit Fähren ausgerichtet. Trotz des direkten Zugangs beider Stadtteile zu den Elbkanälen ist dieses Potenzial bisher ungenutzt geblieben.

Dafür, dieses Potenzial in Zukunft viel besser zu nutzen, spricht eine Vielzahl von Gründen. Zum einen brauchen wir endlich eine Alternative für den verkehrstechnisch völlig überlasteten Weg ins Zentrum Hamburgs über die Elbbrücken (1). Zum anderen könnte Hamburg mit einer Erweiterung der Fährverbindungen Kosten sparen und seinen öffentlichen Nahverkehr umweltfreundlicher machen (2). Schließlich bedeutet diese Erweiterung ein zusätzliches reizvolles Angebot für Hamburgerinnen und Hamburger sowie für Touristinnen und Touristen (3).

1) Eine Alternative zum überlasteten Nadelöhr „Elbbrücken“

Der Bezirk Harburg und der Stadtteil Wilhelmsburg gehören zu den am rasantesten wachsenden Orten Hamburgs. Dass ihre Bevölkerung auch künftig noch auf anderen Elbseite arbeiten wird, ist zu erwarten. Das Nadelöhr „Elbbrücken“, über das der gesamte Verkehr aus den Stadtteilen südlich der Elbe in Richtung Zentrum, geschleust wird, ist seit geraumer Zeit regelmäßig völlig überlastet. Auch die bereits von einigen Seiten vehement geforderte dritte „Verstärker“-Linie der S-Bahn, wird dieses Problem langfristig nicht allein lösen können. Es ist somit abzusehen, dass sich die Verkehrsbedingungen für die Reise mit Auto und Bahn noch weiter verschlechtern werden. Mittelfristig wird der Verkehrszustand für die Anwohner/innen vor Ort untragbar werden.

Daher ist es richtig, einen weiteren Schritt in Richtung einer Alternative der Verkehrswege zu machen. Eine Fährverbindung zwischen Harburg, Wilhelmsburg und Hamburg kann eine Entlastung für die Schiene und die Straße darstellen. Schon aus diesem Grund ist die vorausschauende Installation einer solchen Fährverbindung sinnvoll.

2) Das kostengünstigere und umweltfreundlichere Verkehrsmittel

Der Aufbau einer Fährverbindung bedeutet eine im Vergleich zur Bahn deutlich günstigere Verkehrsvariante. Zwar mag der u.U. notwendige Neubau von Fährbooten zunächst mit einigen Fixkosten verbunden sein. Jedoch ist der Betrieb einer Fähre sehr günstig im Vergleich zu den hohen Wartungskosten bei der Bahn.Wir als SPD Hamburg stehen dafür ein, dass unsere Stadt ein Vorbild für den Umweltschutz im urbanen Raum wird. Der Umstieg auf sauberere Verkehrsmitteln kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diesem Ziel näher zu kommen.

3) Wie das neue Fährangebot die Menschen anlocken wird

Die Überlastung des „Nadelöhrs Elbbrücken“ hat zur Folge, dass jede Fahrt in Richtung Zentrum in der „Rush Hour“ zu einer Strapaze wird. Dafür sorgt der regelmäßige Stau auf den Straßen zu Stoßzeiten sowie die völlig überfüllten Regional- und S-Bahn-Züge. Die Bauarbeiten auf den Elbbrücken oder die Schienersatzverkehr der S-Bahn haben im Durchschnitt für die Anwohner Südlich der Elbe 40 Minuten mehr Zeit in Anspruch genommen, um in die Innenstadt zu gelangen.Eine Fährfahrt von Harburg an die Landungsbrücken mag den Passagierinnen und Passagieren zwar wohl durchschnittlich etwa zehn bis fünfzehn Minuten mehr an Zeit kosten als eine Bahnfahrt (inklusive umsteigen). Dafür ist die Fährfahrt jedoch eine viel unbeschwertere Art, zu reisen. Dass die Hamburgerinnen und Hamburger bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs grundsätzlich dazu bereit sind, längere Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen, zeigt die Beliebtheit der Fährverbindung 112 von den Landungsbrücken nach Övelgönne. Ihre Popularität verdankt sie der Schönheit und dem Charme unseres Hamburger Hafens. Es ist zu erwarten, dass auch pendelnde Fahrgäste diesen Reiz für sich entdecken und langfristig auf die Fähre umsteigen werden.

Aus dem gleichen Grund hat die Fährverbindung 73 das Potenzial, eine neue Attraktion des Hafentourismus zu werden. Eine Fahrt durch den Reiherstiegkanal gleicht einer Hafenrundfahrt. Die Fährfahrt ermöglicht es, die vom Tourismus noch weitgehend isolierten Stadtteilen Wilhelmsburg oder Harburg, in das touristische Konzept Hamburgs zu integrieren.