Der SPD-Landesparteitag möge beschließen:
Die SPD Hamburg wird ein Pilotprojekte an 5 Gymnasien und 5 Stadtteilschulen mit unterschiedlichen Kess-Faktoren auf den Weg bringen, die die „Flexible Oberstufe“ erproben.
Das Konzept „Abitur im eigenen Takt“ orientiert sich an folgende Vorgaben:
1. Unterrichtzeiten umwandeln in freie Lernzeiten
2. Fächerverbindend und projekthaft arbeiten
3. Individuelle Lösungen für Schüler*innen finden
4. Flexible Formate zur Leistungserbringung entwickeln
5. Digitale Instrumente nutzen für eine flexible Unterrichtsgestaltung
6. Flexible Wege durch ein ›additives Abitur‹ schaffen
7. Flexibilität erhalten und gewinnen durch eine entsprechende Schulentwicklung
Die Pilotierung wird für eine Dauer von 5 Jahren finanziell auskömmlich ausgestattet und wissenschaftlich begleitet.
Parallel dazu wird die SPD sich dafür einsetzen, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) neben der Vergleichbarkeit und Rechtssicherheit auch den Anforderungen des digitalen Wandels, der veränderten Arbeitswelt und der zunehmenden Heterogenität der Schülerschaft Rechnung trägt.
Die Schülerschaft ist zunehmend heterogen, besonders in Großstädten wie Hamburg. Die Veränderungen in Schulen durch Digitalisierung und KI verschärfen die Herausforderungen im Bildungssystem. Eine Antwort ist die Individualisierung und das „Lernen im eigenen Takt“ ist in einigen Bereichen bereits umgesetzt. So gibt es den flexiblen Schulanfang, die Möglichkeit die Verweildauer in der Grundschule und Sekundarstufe I flexibel zu gestalten. An Universitäten und Hochschulen ist es eine Selbstverständlichkeit und Leistungen können auch bei vielen Abschlussprüfungen und Promotionen sukzessive – „additiv“ – erbracht werden.
Nur beim Abitur geht das alles nicht. Dabei erfordern die Herausforderungen unserer Zeit ein flexibles System, das sich an den individuellen Bedürfnissen und Potenzialen der Schüler*innen orientiert, und zwar unabhängig von der Herkunft. Eigenständigkeit, Eigenverantwortung und Teamfähigkeit sind Anforderungen der Gesellschaft und im Schulsystem zu fördern.
Die verschiedenen Bausteine einer flexiblen Oberstufe wurden alle bereits erfolgreich erprobt. Das additive Abitur ist bisher ausschließlich Eliteschüler*innen des Sports in Potsdam vorbehalten. Eine Flexibilisierung und die damit einhergehende Individualisierung kommt allen Schüler*innen und vielen Begabungen (Naturwissenschaften, Sprachen, Kunst etc.) zugute. Dabei geht es auch um Jugendliche, die sich schon während ihrer Schulzeit um die Demokratie verdient machen und dabei starken Belastungen ausgesetzt sind, wie z.B. zeitaufwändiges politisches oder gesellschaftliches Engagement. Aber auch junge Menschen mit familiären bzw. persönlichen Belastungen (z.B. Fluchterfahrungen, psychische Belastungen usw.) darf nicht die Chance verbaut werden das Abitur abzulegen.
Dazu bedarf es entsprechender Lern- und Prüfungsformate, die in der „Potsdamer Erklärung“ bereits aufgeführt sind. Die Flexible Oberstufe wurde bereits erfolgreich erprobt.
Die Robert Bosch Stiftung förderte ein Schullabor verschiedener Schulen in Baden-Württemberg. Die beteiligten Schulen entwickelten ein Konzept „Abitur im eigenen Takt“ – orientiert am finnischen Modell. Danach müssen die Strukturen der Oberstufe so weiterentwickelt werden, dass sich die Schüler*innen auf die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereiten können, unter anderem durch neue Formate und eine Flexibilisierung der Prüfungen. Die Flexibilisierung stellt eine zukunftsweisende Alternative zur immer wiederkehrenden Diskussion um G9 dar.
Die SPD Hamburg wird sich an der Entwicklung der gymnasialen Oberstufe zu einem zukunftsfähigen System beteiligen. Ziel ist, dass interdisziplinär, individuell und im Team, projektorientiert und inhaltlich vertieft, digital und analog, handlungsorientiert und theoriebezogen auf hohem Niveau gelernt und gearbeitet werden kann.
Ein wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt mit entsprechenden Lern- und Prüfungsformaten in einer flexibilisierten Oberstufe, die individuelle Lernzeiten und Bildungswege ermöglicht, werden aussagekräftige Daten erarbeitet, die für die Weiterentwicklung unerlässlich sind.