2019/I/Verk/4 Mit dem HVV die Verkehrswende erreichen

Status:
Erledigt

Senat und Bürgerschaft werden aufgefordert, zum Gelingen der Verkehrswende folgende Punkte zu verfolgen und umzusetzen:

  1. Zur deutlichen Steigerung des Anteils von Bussen und Bahnen am Gesamtverkehrsaufkommen in Hamburg wird das Verkehrsangebot des HVV weiterhin Schritt für Schritt qualitativ und quantitativ weiter ausgebaut. Neben neuen und verlängerten Schnellbahn-Linien (U4, U5, S4, S21), neuen Haltestellen, neuen Buslinien, größeren Fahrzeugen usw. soll hierzu auf mehr und mehr Schnellbahn-Linien der Hamburg-Takt eingeführt werden. Hamburg-Takt heißt für uns: Die Bahnen fahren mindestens im 5-Minuten-Takt, so dass man sich den Fahrplan nicht mehr merken muss.
  2. Unwuchten im HVV-Tarif werden beseitigt. Dies betrifft vor allem die Angebote für Bedürftige, Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Seniorinnen und Senioren.
  3. Die Sozialkarte, die aktuell einen Rabatt von 21,80 Euro auf alle HVV-Zeitkarten gewährt, soll weiteren bedürftigen Personengruppen zugutekommen.
  4. Für den Freizeitverkehr sollen neue günstige Angebote geschaffen werden.
  5. HVV-Tarifanpassungen erfolgen zukünftig allenfalls noch in Höhe des über drei Jahre gemittelten Inflationsausgleichs. Wir prüfen die Abschaffung des Strukturzuschlags.
  6. Alle Fahrkarten sollen die Möglichkeit enthalten, eigene Kinder bis 14 Jahren kostenlos mitzunehmen.
Begründung:

Ziel unserer Verkehrspolitik ist eine gute Mobilität für alle. Dabei wissen wir: Die Verkehrswende erreichen wir nicht mit mehr Autoverkehr. Deswegen liegt das Hauptaugenmerk unserer Politik auf der Förderung des Umweltverbunds, das sind Busse und Bahnen, Radfahrer und Fußgänger. Wir wollen, dass der Anteil des Umweltverbunds, insbesondere von Bussen und Bahnen, am Gesamtverkehrsaufkommen deutlich steigt. Der Anteil von Bussen und Bahnen am Gesamtverkehrsaufkommen konnte in den letzten Jahren bereits von 18% auf 22% gesteigert werden. Die Richtung stimmt, ab er es noch viel Luft nach oben. In Wien beispielsweise beträgt der Anteil des öffentlichen Verkehrs 38%. Auch wenn die Bedingungen in Hamburg andere sind: Da wollen wir auch hin!

An diesem Ziel müssen sich auch Änderungen am HVV-Tarif messen lassen. Alle bisherigen Erfahrungen mit radikalen Tarifreformen, wie gänzlich kostenlosem Nahverkehr oder radikalen Preissenkungen wie im Falle des Wiener 365-Euro-Tickets haben diese Ziele nicht erreicht: In Tallinn hat der kostenlose Nahverkehr nur zu einer Umverteilung innerhalb des Umweltverbunds geführt (zulasten des Zufußgehens und des Radfahrens). In Wien konnten zwar die Verkaufszahlen für Jahrestickets gesteigert werden, doch ein nennenswerter Anstieg der Fahrgastzahlen konnte damit nicht erreicht werden.

Auch alle bisherigen Kundenbefragungen im HVV deuten darauf hin, dass Qualität und Umfang des Angebots viel entscheidender sind, Bürgerinnen und Bürger zum Umstieg auf den HVV zu bewegen, als der Tarif. Zumal gerade in den Hauptverkehrszeiten viele Linien bereits die Kapazitätsgrenze erreicht haben. Wir setzen deshalb weiterhin auf eine konsequente und angebotsorientierte Ausweitung des HVV-Angebots. Mit der HVV-Angebotsoffensive zum letzten Fahrplanwechsel wurde hierzu ein erster wichtiger Schritt gemacht, dem weitere folgen müssen, um die Verkehrswende zu erreichen.

Unabhängig davon gilt es aber auch, Unwuchten im HVV-Tarif zu beseitigen:

Während Studenten mit dem Semesterticket seit über zwanzig Jahren ein günstiges Ticket zum Preis von rund 30 Euro im Monat zu r Verfügung steht, gibt es vergleichbares für Auszubildende, die sich in einer ähnlichen Lebenslage befinden, nicht.

Die Schüler-Monatskarte hat sich in den letzten Jahren preislich von den Kinder-Einzelkarten abgekoppelt, so dass es günstiger sein kann, Kinder-Einzel- und Tageskarten zu lösen.

Für Senioren gibt es die günstige HVV-Senioren-Karte, bei der aufgrund der morgendlichen Sperrzeit jedoch zusätzliche Kosten anfallen.

Mit der Sozialkarte erhalten Bedürftige deutlich rabattierte Zeitkarten (auch auf Schüler-Karten!), das günstigste Angebot gibt es aber nur inklusive Sperrzeiten morgens und nachmittags. Personen, die die Einkommensgrenzen nur knapp überschritten haben, gehen leer aus.

Gerade Einzel- und Tageskarten werden von Gelegenheitskunden häufig als zu teuer empfunden, wobei der HVV den Vergleich mit anderen Verbünden gar nicht zu scheuen braucht. Gleichwohl könnten auch hier günstigere Angebote gerade für den Freizeitverkehr neue Kundenschichten zum Umstieg auf Bus und Bahn bewegen.

Der HVV-Tarif muss auch weiterhin an steigende Kosten angepasst werden. Hierzu hat der HVV vor über zehn Jahren einen guten Mechanismus entwickelt, der Tarifsteigerungen die über drei Jahre gemittelten Kostensteigerungen zugrundelegt. Allerdings kam in den letzten Jahren stets noch ein so genannter Strukturzuschlag hinzu, der den HVV-Tarif überproportional ansteigen ließ. Damit wollen wir Schluss machen.