2019/I/Verk/3 HVV-Tarif weiterentwickeln: 1. Bezirks-Tageskarte schaffen 2. Einzelfahrkarten einfacher und transparenter gestalten 3. günstige Zeitkarten anbieten 4. Jugendfreizeit-Monatskarte einführen

Status:
Nicht Abgestimmt

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass BWVI und HVV folgende Tarifauswirkungen auf den finanziellen Zuschussbedarf prüfen:

1.
Einführung einer 9-Uhr-Tageskarte für Bezirke auf folgendem Preisniveau:
4,50 € (Tarifstand 2019: 1 Erwachsene + 3 Kinder) und 8,50 € (Gruppe bis 5 Personen).
Gegebenenfalls müssen hierfür Tarifzonen erweitert werden, damit z. B. keine finanziellen Verluste bei benachbarten Aufgabenträgen (Landkreise) entstehen. Im Anschluss werden Beispiele vorgeschlagen , wie eine Abgrenzung der Bezirks-Tageskarten aussehen könnte:
a) Der Bezirk Hamburg-Mitte umfasst folgende Tarifzonen 000 (Erweiterung und Überlappung um den Westen des Stadtteils St. Pauli, Bahnhof Reeperbahn), 106 (Erweiterung und Überlappung um den Stadtteil Hamm, Bahnhöfe Landwehr und Hasselbrook), 206 (Erweiterung und Überlappung um den Nordteil des Stadtteils Horn und von Mümmelmannsberg), 108, 208 (Erweiterung um den
Stadtteil Moorwerder) und 209.
b) Der Bezirk Altona umfasst folgende Tarifzonen 101, 201, 301 und 401
c) Der Bezirk Eimsbüttel umfasst eine neue überlagernde Tarifzone 102 (umschließt die Stadtteile Harvestehude und Rotherbaum sowie die S-Bahnstrecke Dammtor – Stellingen, die Achse über
Hagenbeks Tierpark – Siemersplatz – Nedderfeld – UKE – Kellinghusenstraße), die bestehende Tarifzone 203 und eine neue überlagernde Tarifzone 313 (Nordteil des Stadtteiles Schnelsen).
d) Der Bezirk Hamburg-Nord umfasst folgende Tarifzonen 103, 204 (Erweiterung und Überlappung um den Westen der Stadtteile Fuhlsbüttel und Langenhorn), 105 (Erweiterung und Überlappung um die Westteile der Stadtteile Hohenfelde, Uhlenhorst und Winterhude sowie um den Ostteil des Stadtteils Dulsberg) und eine neue überlagernde Tarifzone 314 (Nordteil des Stadtteils Langenhorn).
e) Der Bezirk Wandsbek umfasst eine neue überlagernde Tarifzone 104 (umfasst den Stadtteil Eilbek, den Westteil des Stadtteils Wandsbek sowie die S-Bahn-Strecke Hasselbrook –Ohlsdorf, Südwestgrenze der Tarifzone 204, U Wandsbek-Gartenstadt – Wandsbek Markt) sowie
die bestehenden Tarifzonen 204, 304, 404, 205 und 305 (Erweiterung und Überlappung um Höltigbaum und Merkur-Park).
f) Der Bezirk Bergedorf umfasst folgende Tarifzonen 306 (Erweiterung und Überlappung um die Haltestelle Billwerder Billdeich West), 406, 506, 307 (Erweiterung und Überlappung um den Stadtteil Moorfleet), 407 und 507.
g) Der Bezirk Harburg umfasst folgende Tarifzonen 308 (Erweiterung und Überlappung um den Stadtteil Sinstorf), 318 (Erweiterung und Überlappung um den Fischbeker Heidbrook), 309 und 409.

2.
Bei den Einzelkarten werden die gegenwärtig vorhandenen Zahlgrenzen abgeschafft und durch einen tarifzonengestützten Tarif für Kurzstrecke und Nahbereich ersetzt. Dabei soll Folgendes in den Ringen AB gelten:
1 Tarifzone = Kurzstrecke (gegenwärtig 1,70 €)
2 Tarifzonen = Nahbereich (gegenwärtig 2,30 €)
Preishärten bei stärker nachgefragten Relationen sollten ggf. durch Verschiebungen oder Überlappungen von Tarifzonen vermieden bzw. abgemildert werden. Dies gilt auch für die Verbindungen in die HVV-Ringe C und D.

3.
In den HVV-Ringen AB werden die in den Ringen CDE vorhandenen 1-Zonen-Zeitkarten ebenfalls angeboten.

4.
Die Überführung des Freizeitpasses für Schüler zu einer Jugendfreizeit-Monatskarte, die jeder unter 21 Jahre erwerben kann. In Anlehnung des
Jugendfreizeittickets des Verkehrsverbunds Bremen/ Niedersachsen (VBN) sollte es Montag bis Freitag ab 14 Uhr und an Wochenende und Feiertagen ganztägig gelten. Idealerweise darf damit im Gesamtnetz gefahren. Hilfsweise wären zumindest die Ringe AB anzustreben. Dafür wäre ein Preisniveau von etwa 15 € pro Monat anzusetzen, für das Gesamtnetz wären etwa 30 € pro Monat denkbar.

Bei der Abschätzung der finanziellen Auswirkung sind dabei nicht nur Verluste durch
günstigere Fahrkarten zu ermitteln, sondern auch ggf. höhere Einnahmen aus Fahrgastzuwächsen, die durch die neuen Tarifangebote gewonnen werden können.

Begründung:

Der HVV-Tarif wird gebildet aus Tarifzonen (grundsätzlich für Zeitkarten) und Tarifringen (grundsätzlich für Einzelkarten). Bei den Einzelkarten gibt es in den Tarifringen AB die Besonderheit von Zahlgrenzen. Sind die Grundlage für Kurzstrecken- und Nahbereichsfahrkarten. Anders als die Tarifzonen und -ringe sind sie für die Fahrgäste nicht transparent. Zudem ist der HVV-Tarif auf manchen kurzen Strecken verhältnismäßig teuer.

Beispiele aus dem Hamburger Süden lassen sich ähnlich im gesamten Hamburger Stadtgebiet finden. Für annähend gleiche Strecken werden für Einzelkarten zwischen 1,70 und 3,30 €. Es wird als ungerecht empfunden, dass man für 3,30 € durch die ganze Stadt fahren kann und den selben Fahrpreis bezahlen muss, um ins nächste Zentrum zu kommen. Für diese Versorgungsverkehre könnte die Einführung einer Bezirks-Tageskarte (siehe 1.) Abhilfe schaffen. In der Regel sind ab 9 Uhr die Fahrzeuge etwas weniger nachgefragt als in der morgendlichen Hauptverkehrszeit.
Die Abschaffung der Zahlgrenzen für die Kurzstrecken- und Nahbereichsfahrkarten und Ersatz der Fahrpreisermittlung durch die vorhandenen Tarifzonen schafft deutlich mehr Transparenz (siehe 2.). Dann kostet eine Einzelkarte in den HVV-Ringen AB (Preisstand 2019) für

  • eine Tarifzone 1,70 €,
  • zwei Tarifzonen 2,30 € sowie
  • drei und mehr Tarifzonen 3,30 €.

Tendenziell reduzieren sich auch die Fahrpreise und schaffen so Anreize auch auf den Kurzstrecken Bus, Bahn und Fähre zu nutzen. Es spielt dann auch keine Rolle, ob und wo mit welchem Verkehrsmittel umgestiegen wird.

Ein weiterer Handlungsbedarf besteht bei kürzeren Strecken auch im Zeitkartenbereich. Auf kurzen Strecken lohnt sich selten eine Monats- bzw. Abokarte besonders im Vergleich zum Pkw. Eine Berufspendlerstrecke von z.B. 4,5 km kostet monatlich mit dem Pkw (0,30 €/km, 40 Fahrten pro Monat) 54,- €. Dies liegt unter dem Fahrpreis einer 2 Zonen-Abokarte (55,90 €), die in den Ringen AB zumindest gekauft werden muss. Mit der Einführung von 1 Zonen-Zeitkarten (siehe 3.), die in den HVV-Ringen CDE vorhanden sind, auch in den Ringen AB können preislich etwas attraktivere Fahrkarte angeboten werden. So können neue Fahrgastpotenzial gewonnen werden, die gegenwärtig mit dem Pkw unterwegs sind.

Jugendliche und junge Erwachsene, die bisher keine Fahrkarten (mehr) haben, sind die Zielgruppe für eine Jugendfreizeit-Monatskarte (siehe 4). Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren ohne Schülerfahrkarte müssen den vollen Tarif für Erwachsene bezahlen, wenn sie den HVV nutzen möchten. Gegenwärtig können Schülerinnen und Schüler sich einen Freizeitpass besorgen und so zusätzlich (ab 14:00 Uhr montags bis freitags, am Wochenende ganztägig) Fahrkarten zum Kindertarif erwerben. Dieses Verfahren ist umständlich und nicht attraktiv und schließt Menschen nach dem Schulende aus. Daher wäre als Ergänzung zu den Fahrkarten für Schülerinnen und Schüler, Azubis und Studierende eine günstige Zeitkarte für Menschen unter 21 Jahre ein wichtiger Baustein, um auch in der Freizeit mit dem HVV zu fahren.