2023/I/Wi/Steu/4 Hamburg – Internationales Wirtschaftszentrum der Offshore Windenergie

Status:
Zurückgezogen

Der Landesparteitag der SPD Hamburg möge beschließen:

  1. Der Senat wird aufgefordert das Ziel zu verfolgen die Freie und Hansestadt Hamburg zum weltweit führenden Standort der nationalen und internationalen Offshore Windenergiebranche zu entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen wird der Industriezweig Offshore Windenergie als separater Schwerpunkt der Wirtschaftsförderung Hamburgs ausgewiesen. Das in den letzten 10 Jahren erfolgreiche Cluster Erneuerbare Energien wird hierfür neu aufgestellt und ein separates Cluster „Windenergie“ mit besonderer Fokussierung auf Offshore Wind wird geschaffen.
  2. Die Ansiedlung von Unternehmen in Hamburg entlang der Wertschöpfungskette Offshore Wind wird gefördert. Eine gezielte Ansiedlungskampagne wird in Zusammenarbeit der Behörde für Wirtschaft und Innovation und Hamburg Marketing erarbeitet und umgesetzt. Im Zuge dessen wird die vorrangige Vergabe von Gewerbeflächen an Unternehmen mit Tätigkeitsschwerpunkt Offshore Wind angestrebt. Die Vernetzung der Freien und Hansestadt Hamburg mit internationalen Branchenteilnehmer und -Verbänden ist dafür zu intensivieren.
  3. Hamburg wird wichtigster Standort zur Ausbildung von Fachpersonal im Bereich Planung, Bau und Betrieb von Offshore Windparks. Die Förderung von Aus- und Weiterbildungseinrichtung für Offshore Techniker für die Bereiche Errichtung, Betrieb, Wartung und Offshore Sicherheit wird intensiviert und gezielt beworben. In Zusammenarbeit mit den Universitäten und Hochschulen werden Konzepte für weiterführende Studiengänge im Bereich Offshore Windenergie erarbeitet. Als Orientierung können z. B. die Studiengänge der TU Delft (European Wind Energy Master) oder der TU Denmark (Wind Energy) betrachtet werden.
  4. Die Metropolregion Hamburg und die norddeutsche Bundesländer werden in die Wirtschaftsförderung Offshore Wind einbezogen und mit betrachtet. In der Metropolregion ansässige Unternehmen mit Bezug zur Offshore Windenergiebranche werden gezielt für das Cluster Windenergie angesprochen. Eine ganzheitliche Strategie zur Entwicklung des Wirtschaftssektors wird für die Metropolregion erstellt und mögliche regionale Standortschwerpunkte (Schiffbau, Offshore-Werften, Ausrüstung, Produktions- und Entwicklung von Komponenten, etc.) identifiziert und Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die Belange des Umweltschutzes sind immer zu berücksichtigen.
Begründung:

Die Erzeugung von Strom und Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien ist das zentrale Thema unserer Zeit. Nicht nur um die Rohstoffabhängigkeit unserer Volkswirtschaft zu verringern, sondern auch um den bedeutendsten Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Nur wenn die Stromerzeugung und der Energieverbrauch der Industrie durch Erneuerbare Energien geleistet wird, können wesentliche Emissionsreduktionen und vereinbarte Klimaziele erreicht werden.

Die beiden wesentlichen Quellen zur Erzeugung von grünem Strom und Wasserstoff stellen hierbei Sonnen- und Windenergie dar. Windenergie steht bereits seit Jahren im Fokus der Ausbauungsbemühungen in Deutschland und ist insbesondere auf der Nordhalbkugel ein verlässlicher Lieferant von nachhaltig erzeugtem Strom. Das wahre Potenzial dieser Energiequelle wird zunehmend global erkannt und liegt bei näherer Betrachtung vor allem auf dem Meer. Wind auf See weht beständiger, stärker und verlässlicher. Die Windenergieanlagen auf See sind um ein Vielfaches größer und werden in großen Windparks mit Kapazitäten in der Größenordnung von mittleren Atomkraftwerken errichtet. Eine Anlage produziert dabei in Zukunft Strom für mehr als 18.000 Haushalte – ein Offshore Windpark versorgt damit über 1.000.000 Haushalte mit nachhaltig produziertem Strom. Eine Vielzahl an Ländern und Regionen weltweit hat mittlerweile die Ausbauziele für Offshore Windenergie drastisch erhöht. In den letzten zwei Jahrzehnten sind in Deutschland 8 GW an Kapazität auf See gebaut und in Betrieb genommen worden, wir belegen damit Platz 3 hinter China und Großbritannien. Bis 2030 gehen mittlere Schätzungen von 100 GW zusätzlich installierter Leistung weltweit aus – allein in Deutschland liegen die Ausbauziele nach dem Windenergie-auf-See-Gesetz bei 30 GW installierter Leistung bis 2030, also weiteren 22 GW.

Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial, das mit den gestiegenen Ausbauzielen verbunden ist, ist erheblich. Der Wirtschaftszweig wird in großer Geschwindigkeit an Bedeutung gewinnen, zehntausende attraktive, hochqualifizierte und internationale Jobs werden entstehen. Die Stadt und Metropolregion Hamburg ist als Zentrum der nationalen und internationalen Offshore Windbranche ideal. Gelegen in Nordeuropa, zwischen Nord- und Ostsee, reich an maritimer Vergangenheit und Gegenwart und internationaler Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. Bisher ist Hamburg unangefochten Zentrum der nationalen Offshore Windenergiebranche, auch internationale Akteure haben hier Standorte und Repräsentanzen. Die Stellung als internationales Zentrum wird jedoch auf Grund des rasanten weltweiten Wachstums in unmittelbarer Zukunft starkem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sein. Städte wie Kopenhagen ziehen Sitze internationaler Firmen an und richten gezielt weltweit beachtete Messen und Konferenzen wie z. B. die WindEurope aus, um den eigenen Standort zu stärken. Hamburg hat die Chance mit der Spezialisierung auf Offshore Wind weltweit führender Standort zu werden, läuft aber Gefahr im Standortwettbewerb mit anderen Städten in Rückstand zu geraten.

Die Clusterpolitik des Senats hat sich zum Zweck der Förderung des Erneuerbaren Energiesektors in der FHH in der Vergangenheit als Erfolg herausgestellt. Hamburg ist national als Vorreiter im Bereich Erneuerbare Energien anerkannt und wird auch international wahrgenommen. Das im Cluster als eine Säule enthaltene Thema Offshore Wind wird nun jedoch zu groß und zu bedeutend im Mix der Erneuerbaren Energien und insbesondere was das Wirtschaftspotenzial des Standorts Hamburg anbelangt. Es ist jetzt an der Zeit, die für die Stadt wichtige Stellung der Windenergie Offshore gezielt herauszustellen und gesonderte Maßnahmen zur Förderung zu ergreifen. Nur über eine besondere Schwerpunktsetzung ist es möglich sich im Wettbewerb zu behaupten und eine tatsächliche internationale Führungsrolle einzunehmen.

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