2019/I/Verk/12 Erweiterung der Fährverbindung 73 um die Stationen Wilhelmsburg - Mitte und Harb urg Dampfschiffbrücke

Status:
Annahme

Die SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft soll darauf hinwirken, dass die Fährverbindung 73 als Teil des Hamburger Verkehrsverbundes mit den bisherigen Fährstationen

  • S/U Landungsbrücken
  • Theater im Hafen
  • Argentinienbrücke
  • Ernst-August-Schleuse

um die Stationen

  • Wilhelmsburg-Mitte
  • Harburg-Dampfschiffsbrücke

erweitert wird. Die Route der Fährverlängerung soll über den Reiherstiegkanal verlaufen. Die Anlegestelle in Wilhelmsburg soll an der Alten Schleuse (südlich des Dockville-Festivalgeländes) entstehen. Die Anlegestelle in Harburg soll am Ende des Dampfschiffswegs – unmittelbar östlich des Lagerhauses der „Harburg Spedition“ – gebaut werden. Die Fährlinie soll am Wochenende mit einer 20-minütiger Taktung eingesetzt werden. Auch unter der Woche soll sie mit einer 20-minütigen Taktung fahren, zwischen Uhrzeit von 07:00 Uhr bis mindestens 21:30 Uhr. Sowohl die Fährstation Wilhelmsburg-Mitte als auch die Fährstation Harburg-Dampfschiffsbrücke soll zudem mit dem Busnahverkehrsnetz verbunden werden. Die Busverbindungen sollen zudem an die Taktung der Fähren angepasst werden.

[1] Hinzukommt, dass die Fährboote auch etwa im Falle einer Einstellung des angestrebten Linienbetriebs weiterhin für andere Fährdienste gebraucht werden kann. Da die Fährangebote – sei es für den öffentlichen Nahverkehr oder auch für den Tourismus – stets ansteigen, besteht zumindest mittelfristig nicht die Gefahr, dass die Booten verwaisen. Das Risiko einer „Fehlinvestition“ durch den Bau weiterer Fährboote ist somit vergleichsweise gering.

Begründung:

Gute Infrastrukturpolitik bedeutet nicht nur, auf mögliche bereits exist ente Missstände zu reagieren. Sie fängt dort an, wo wir Verkehrsangebote ausbauen, um künftigen verkehrspolitischen Problemen Herr werden zu können.

Ganz in diesem Sinne fordern wir die Erweiterung der Fährverbindung 73 über Wilhelmsburg bis nach Harburg. Wilhelmsburger und Harburger Zentrumspendler sind derzeit auf die Reise mit der Bahn oder mit dem Auto beschränkt. Andere Möglichkeiten, den Sprung über die Elbe zu schaffen, gibt es derzeit nicht. Weder Wilhelmsburg noch Harburg ist bisher auf den Personentransport mit Fähren ausgerichtet. Trotz des direkten Zugangs beider Stadtteile zu den Elbkanälen ist dieses Potenzial bisher ungenutzt geblieben.

Dafür, dieses Potenzial in Zukunft viel besser zu nutzen, sprechen eine Vielzahl von Gründen. Zum einen brauchen wir endlich eine Alternative für den verkehrstechnisch völlig überlasteten Weg ins Zentrum Hamburgs über die Elbbrücken (1). Zum anderen könnte Hamburg mit einer Erweiterung der Fährverbindungen Kosten sparen und seinen öffentlichen Nahverkehr umweltfreundlicher machen (2). Schließlich bedeutet diese Erweiterung ein zusätzliches reizvolles Angebot für Hamburgerinnen und Hamburger sowie für Touristinnen und Touristen (3).

1) Eine Alternative zum überlasteten Nadelöhr „Elbbrücken“ – Diversifizierung der Verkehrswege

Heimfeld, Harburg und Wilhelmsburg gehören zu den am rasantesten wachsenden Stadtteilen Hamburgs. Dass ihre Bevölkerung auch künftig noch auf anderen Elbseite arbeiten wird, ist zu erwarten. Das Nadelöhr „Elbbrücken“, über das der gesamte Verkehr aus den Stadtteilen südlich der Elbe in Richtung Zentrum, geschleust wird, ist seit geraumer Zeit regelmäßig völlig überlastet. Auch die bereits von einigen Seiten vehement geforderte dritte „Verstärker“-Linie der S-Bahn, wird dieses Problem langfristig nicht allein lösen können. Es ist somit abzusehen, dass sich die Verkehrsbedingungen für die Reise mit Auto und Bahn noch weiter verschlechtern werden. Mittelfristig wird der Verkehrszustand untragbar werden.

Daher ist es richtig, einen weiteren Schritt in Richtung einer Diversifizierung der Verkehrswege zu machen. Eine Fährverbindung zwischen Harburg, Wilhelmsburg und Hamburg kann eine Entlastung für die Schiene und die Straße darstellen. Schon aus diesem Grund ist die vorausschauende Installation einer solchen Fährverbindung sinnvoll.

Dem steht auch nicht entgegen, dass die Reiherstiegschleuse in den Jahren 2020 – 2023 erneuert wird. Zwar ist vorherzusehen, dass der Betrieb der Fähre in den kommenden Jahren nicht pausenlos möglich sein wird. Nach der Erneuerung steht der Durchfahrt jedoch nichts mehr im Wege. Dazu kommt, dass nach Aussage der Hamburg Port Authority (HPA) eine der beiden Schleusen während der Reparaturarbeiten so lange wie möglich in Betrieb bleiben soll. Genaue Angaben über den Zeitraum der Öffnung konnte die HPA bisher nicht machen. Klar ist aber, dass es einen Zeitraum geben wird, in dem wir das Projekt austesten können. Da es sich um ein langfristiges Projekt handelt, sollten wir unabhängig von der Länge des Zeitraums bereits zeitnah mit dieser Testphase beginnen.

2) Das kostengünstigere und umweltfreundlichere Verkehrsmittel

Der Aufbau einer Fährverbindung bedeutet eine im Vergleich zur Bahn deutlich günstigere Verkehrsvariante. Zwar mag der u.U. notwendige Neubau von Fährbooten zunächst mit einigen Fixkosten verbunden sein. Jedoch ist der Betrieb einer Fähre sehr günstig im Vergleich zu den hohen Wartungskosten bei der Bahn.[1] Hinzukommt, dass der Personentransport über Fähren sehr umweltfreundlich ist, wenn man ihn mit den Schadstoffausstößen von Pkw vergleicht. Wir als SPD Hamburg stehen dafür ein, dass unsere Stadt ein Vorbild für den Umweltschutz im urbanen Raum wird. Der Umstieg auf sauberere Verkehrsmitteln kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diesem Ziel näher zu kommen.

3) Wie das neue Fährangebot die Menschen anlocken wird

Die Überlastung des „Nadelöhrs Elbbrücken“ hat zur Folge, dass jede Fahrt in Richtung Zentrum in der „Rush Hour“ zu einer Strapaze wird. Dafür sorgt der regelmäßige Stau auf den Straßen zu Stoßzeiten sowie die völlig überfüllten Regional- und S-Bahn-Züge. Eine Fährfahrt von Harburg an die Landungsbrücken mag den Passagierinnen und Passagieren zwar wohl durchschnittlich etwa zehn bis fünfzehn Minuten mehr an Zeit kosten als eine Bahnfahrt (inklusive umsteigen). Dafür ist die Fährfahrt jedoch eine viel unbeschwertere Art, zu reisen. Dass die Hamburgerinnen und Hamburger bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs grundsätzlich dazu bereit sind, längere Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen, zeigt die Beliebtheit der Fährverbindung 112 von den Landungsbrücken nach Övelgönne. Ihre Popularität verdankt sie der Schönheit und dem Charme unseres Hamburger Hafens. Es ist zu erwarten, dass auch pendelnde Fahrgäste diesen Reiz für sich entdecken und langfristig auf die Fähre umsteigen werden.

Aus dem gleichen Grund hat die Fährverbindung 73 das Potenzial, eine neue Attraktion des Hafentourismus zu werden. Eine Fahrt durch den Reiherstiegkanal gleicht einer Hafenrundfahrt. Die Fährfahrt ermöglicht es, die vom Tourismus noch weitgehend isolierten Stadtteilen Wilhelmsburg oder Harburg, in das touristische Konzept Hamburgs zu integrieren.

Version der Antragskommission:

Die SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft wird gebeten zu prüfen, ob die Fährverbindung 73 als Teil des Hamburger Verkehrsverbundes mit den bisherigen Fährstationen um die Stationen

Wilhelmsburg-Mitte und
Harburg Dampfschiffsbrücke

erweitert werden kann.

Perspektivisch soll auch die Erhöhung der Taktung der Fährlinie 73 sowie die Aufnahme eines Wochenendbetriebes angestrebt werden.

Beschluss: Annahme in geänderter Fassung
Text des Beschlusses:

Die SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft wird gebeten zu prüfen, ob die Fährverbindung 73 als Teil des Hamburger Verkehrsverbundes mit den bisherigen Fährstationen um die Stationen
Wilhelmsburg-Mitte und
Harburg Dampfschiffsbrücke

erweitert werden kann.

Perspektivisch soll auch die Erhöhung der Taktung der Fährlinie 73 sowie die Aufnahme eines Wochenendbetriebes angestrebt werden.

Beschluss-PDF: