Der Landesparteitag der SPD Hamburg möge zur anschließenden Weiterleitung an den SPD Bundesparteitag beschließen:
Die SPD Bundestagsfraktion wird dazu aufgefordert:
1. In Zusammenarbeit mit der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. eine breite, kontextspezifische und sichtbare Sensibilisierungskampagne zu Endometriose möglich zu machen, um ein größeres Bewusstsein über diese Krankheit in der Öffentlichkeit zu schaffen. Besonders wichtig ist hierbei die Aufklärung an Schulen über diese Krankheit.
2. In Absprache mit der Bundesärztekammer zu prüfen, ob die Möglichkeit einer verpflichtenden Fortbildung in Bezug auf diese Krankheit für den Fachbereich Gynäkologie besteht.
Endometriose ist eine chronische, gynäkologische Erkrankung von Personen mit weiblichen Primärgeschlechtsorganen im gebärfähigen Alter. Jahrzehntelang wurden Krankheiten, die ausschließlich Frauen betreffen, in Politik und Forschung vernachlässigt. Zwar kam es 2023 durch die Ampel-Regierung mit fünf Millionen Euro erstmals zu einer Förderung der Endometriose-Forschung, doch das allein reicht nicht. Die Länder Frankreich und Australien sind Deutschland dabei längst voraus. In Australien gibt es seit 2018 einen Nationalen Aktionsplan für Endometriose und auch Frankreichs Präsident Macron kündigte 2022 eine Nationale Strategie zur Bekämpfung von Endometriose an. Nicht nur investieren beide Länder mehr Geld in die Forschung, sie setzen sich auch für mehr Aufklärung und Reformen im Gesundheitssystem ein.
Zwischen 8-15% aller Personen mit weiblichen Primärgeschlechtsorganen sind betroffen – in Deutschland allein zwei Millionen Menschen. Zusätzlich werden 40.000 Neuerkrankungen im Jahr registriert, doch die Dunkelziffer dafür ist vermutlich deutlich höher. Ein Grund dafür kann das Herunterspielen der Schmerzen während der Periode vom Kindesalter an sein. Da auch in Fachkreisen die Endometriose erst spät Einzug in den Dialog gefunden hat, sind vor allem Frauenärzt*innen der älteren Generation häufig nicht genügend in diesem Bereich ausgebildet. Eine gesellschaftliche Aufklärung zu diesem Krankheitsbild findet zudem selten bis nie statt. Die meisten Diagnostizierten erfahren kurz vor der Diagnose das erste Mal etwas über diese Krankheit.
Diese Punkte führen nicht nur zur Verzögerung der Diagnose, sondern auch zu vielen Jahren voller Schmerzen für die Betroffenen. Die Zeit zwischen den ersten Symptomen bis zu einer Diagnose liegt hier durchschnittlich bei zehn Jahren. Da die Endometriose außerdem reproduktionsmedizinische Auswirkungen hat, ist eine frühe Diagnose zu Gunsten einer möglichen Familienplanung ebenfalls von äußerster Relevanz.
Aufklärung in Schulen und Hochschulen spielt deshalb eine besondere Rolle, weil viele Personen mit weiblichen Primärgeschlechtsorganen in diesen Altersgruppen noch nie etwas von Endometriose gehört haben. Ihre Schmerzen werden häufig heruntergespielt, oder von Gynäkolog*innen als „normal“ abgestufft. Eine Möglichkeit der Sensibilisierung im Bereich Menstruationsbeschwerden und Endometriose wäre hier zum Beispiel der schulische Sexualkundeunterricht. Nur eine breite Aufklärung und Sensibilisierung kann die Dunkelziffer reduzieren und Betroffenen frühzeitig helfen. Hierbei kann zum Beispiel auf spezifische Endometriose-Sprechstunden hingewiesen werden.
Auch die Aufklärung und Fortbildung von Gynäkolog*innen ist hierbei wichtig: nicht nur aufgrund von Verzögerungen bei der Diagnose, sondern auch für eine anschließende Weiterbehandlung. Endometriose ist eine chronisch-unheilbare Krankheit, die auch mit einer Operation nicht verschwinden wird. Nur mit einer vernünftigen Anschlussbehandlung kann man die Lebensqualität der Betroffenen langanhaltend zum Positiven beeinflussen.