Der Landesparteitag möge zur Berücksichtigung im Wahlprogramm für die Bürgerschaftswahl 2020 beschließen:
Der Bau und die Nutzung von Gebäuden sollen in Hamburg künftig so weit wie möglich klimaneutral erfolgen. Folgende Schritte sollen deswegen ergriffen werden:
- Bei der Vergabe von Bauvorhaben in Hamburg soll künftig die Ökobilanz eines Projektes und/oder eines Quartiers über die gesamte Lebensdauer (d.h. von der Herstellung der Baustoffe bis zum Rückbau) eine stärkere Rolle spielen. Die diesbezüglichen Berechnungen und Nachweise müssen bei jedem Projekt erbracht werden.
- Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Holz soll noch mehr als bisher gefördert werden. Dazu muss im Sinne von 1. bei allen Bauvorhaben zusätzlich zu den reinen Herstellungsemissionen auch die Menge des in den geplanten Baumaterialien gebundenen biogenen Kohlenstoffs berücksichtigt werden. Das bereits bestehende Bonusprogramm, welches den Bau mit Holz in Hamburg fördert, soll auf alle kohlenstoffbindenden und nachwachsenden Materialien erweitert werden. Es soll geprüft werden, ob die Deckelung der bisherigen Förderung aufgehoben und künftig ab einem Gesamtbauanteil von 50% mindestens der Mehrpreis des Holzbaus gegenüber einem Massivbau ausgeglichen werden kann. Um die CO2-Einsparungen nicht durch lange Transportwege wieder nichtig zu machen, sollen vor allem regionale Rohstoffe verwendet werden, nach Möglichkeit mit weniger als 200 km Transportweg und aus zertifiziert nachhaltigem Anbau.
- Die Stadt Hamburg soll vor allem mit den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen über ein umfangreiches Aufforstungsprogramm verständigen und dieses zeitnah umsetzen. Um wirtschaftlichen und ökologischen Schaden durch Monokulturen und spezialisierte Schädlinge zu begrenzen, muss hierbei auf gute Durchmischung der Wälder geachtet werden.
Die SPD hat in Hamburg bundesweit bereits viele fortschrittliche Maßnahmen ergriffen, um nachhaltiges Bauen zu ermöglichen und zu fördern. So ist Hamburg das einzige Bundesland, in welchem Nachhaltigkeitssiegel wie das DGNB- oder das NaWoh-Siegel Auswirkungen auf die Vergabe von Förderleistungen haben. Weiterhin ermöglicht Hamburg seit 2017 als eines der ersten Bundesländer den Einsatz von Holz bei Gebäuden bis zu 22 Meter. Dennoch macht Holzbau in Hamburg nur 4,7 % des gesamten Neubaus aus, während der bundesdeutsche Durchschnitt bei rund 17 % liegt. Dies ist betrüblich, da Holz mehrere positive Eigenschaften gegenüber Massivbaustoffen (Beton, Stahl, Stein, etc.) besitzt, so unter anderem:
– Speicherung von Kohlenstoff
Im Gegensatz zu Massivstoffen ist Holz in der Herstellung und Verarbeitung als Baustoff CO2-neutral, da es anders als Stein oder Stahl bereits durch sein Wachstum Kohlenstoff bindet, welcher für die Gesamtzeit der Nutzung der Atmosphäre entzogen wird. Dieser Kohlenstoff steht in der Folge nicht mehr für die Oxidierung zur Verfügung, sprich die Emission von Kohlenstoffdioxid wird bei Gebrauch verringert, während Massivstoffe in der Produktion signifikante Mengen an CO2 produzieren. Eine Grafik kann dies veranschaulichen:
Abb. 1: Holzhäuser als langfristige Kohlenstoffsenke mit positiver CO2-Bilanz (genereller Vergleich)
Quelle: Pohlmann, C. M. (2002), S. 237
Die kohlenstoffbindende Eigenschaft des Holzes kann hierbei bewusst zur Einhaltung der in Kyoto und Paris beschlossenen Klimaziele genutzt werden, da Holz im Forst den Kohlenstoff lediglich zwischen 30 und 120 Jahre speichert, in der Nutzung durch den Menschen jedoch bis zu mehreren hundert Jahren (z.B. in Holzgebäuden). Dadurch wird weiterhin im Forst neuer Platz geschaffen für weitere Bäume, die ihrerseits der Atmosphäre weiteren Kohlenstoff entziehen.
– Umfassende Verwertung
Holz besitzt die Eigenschaft, dass alle seine Bestandteile vollständig verwertet werden können. So finden Produktionsreste wie Verschnitte, Hobel- oder Sägespäne ihre Verwendung z.B. als Spanplatten, Dämmmaterialien, Streumaterial oder Brennstoff. Auch bei Rückbau eines Holzgebäudes sind diese Nutzungen und damit die Wiedereinbringung in den Rohstoffkreislauf möglich. Da gerade auf die Baubranche 53 % des deutschen Abfallaufkommens entfallen, könnte die verstärkte Nutzung von Holz hier eine signifikante Reduktion bewirken.
Die Umstellung auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz im Gebäudebau ist auch unter wirtschaftlichen Aspekten vertretbar. So wurde in der Gegenüberstellung errechnet, dass Holzbauweise gegenüber Mauerwerk je nach Gebäudetyp zwischen 4,1 – 6,0 % teurer ist, gegenüber Beton nur 1,4 – 3,8 %. Für die Erstellung von Außenwänden bewegt sich die Spanne bei 11 – 15 % Teuerung gegenüber Mauerwerk und 3 – 4 % gegenüber Beton.
Während Massivstoffe meist überall regional verfügbar sind, ist Holz im Stadtgebiet Hamburgs eher schwieriger zu schlagen und auch im Umland nicht in den erforderlichen Mengen vorhanden. So wird Schleswig-Holstein nur zu 11 %, Hamburg und Bremen zu 12 %, Mecklenburg-Vorpommern zu 24 % und Niedersachsen zu 25 % von Wald bedeckt, während der bundesweite Anteil bei 32 % liegt. Eine Aufforstung wäre auch unter dem Gesichtspunkt der bereits o.g. Kohlenstoffbindung angezeigt. Da die für den Bausektor notwendigen Nadelbäume in Monokultur sehr anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer sind, sollten Mischwälder, jedoch mit wirtschaftlich gut verwertbarem Anteil an Nadelbäumen, das Aufforstungsbild bestimmen. Selbst, wenn die Wälder nicht für das Bauwesen benötigt werden, stellen sie wertvolle ökologische Gebiete dar und absorbieren CO2 aus der Luft.