Der Landesparteitag möge beschließen: Die Abgeordneten der SPD-Bürgerschaftsfraktion sowie die sozialdemokratischen Mitglieder des Hamburgischen Senats werden dazu aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass der Erwerb von Fahrscheinen mittels Bargeld mindestens in Regionen ohne engmaschiges, rund um die Uhr verfügbares Nahversorgungsnetz wie den Vier- und Marschlanden oder den Walddörfern zunächst auch über den 31.12.2023 möglich bleibt.
Der HVV plant, zum 31.12.2023 mindestens auf allen Linien innerhalb des Bereiches Hamburg AB (früher „Großbereich Hamburg“) die Barzahlung in allen Bussen abzuschaffen. Der Einzelfahrscheinerwerb ist ab dann nur noch per App oder mittels einer vorher zu erwerbender und aufzuladender „Prepaid-Karte“ möglich.
Der Erwerb dieser Prepaid-Karten soll an 1700 Stellen möglich sein. Das sind Rewe-, Penny- und Toom- Einzelhandelsgeschäfte, Kioske – und vor allem alle Fahrkartenautomaten an den Bahnhaltestellen. Also Einrichtungen, die i.d.R. vor allem im dicht besiedelten Kerngebiet der Bezirke bestehen und von denen viele ausschließlich tagsüber und nur Montag bis Sonnabend geöffnet sind. Da nur etwa 30% der Stadt zumindest teilweise vom Schnellbahnnetz erschlossen sind, sind die Fahrkartenautomaten dort auch keine Alternative für spontanes Erwerben einer Prepaid-Karte oder eines Fahrscheins.
Während sich über die Zumutbarkeit dieser Hürde zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs in Gebieten mit hoher Verkaufsstellendichte diskutieren lässt, verunmöglicht diese Maßnahme die spontane Nutzung des ÖPNV z.B. falls das Auto streikt oder zu viel Alkohol getrunken wurde für alle die, die nicht in der Lage sind, einen Fahrschein in der HVV-App zu kaufen und die das Pech haben, in einer der diversen infrastrukturschwachen Regionen Hamburgs zu leben oder die schlicht einen leeren Handyakku haben.
Auch Tourist*innen wird so der einfache Zugang zum ÖPNV in Hamburg erschwert.
Es nehmen immer weniger Menschen, die nicht mit einem Smartphone, digital payment etc. umgehen können, am öffentlichen Leben teil. Da es dem HVV ein dringendes Anliegen zu sein scheint, die Zugangshürden zum ÖPNV unnötig heraufzusetzen, möge er unserenthalben die Barzahlung abschaffen. Es erschließt sich allerdings nicht, weshalb der HVV mit der Umsetzung der Maßnahme nicht noch einige Jahre wartet, bis niemand (der nicht gerade bestohlen wurde oder dessen Akku leer ist – aber diese Personen haben wohl einfach „Pech“) mehr wirklich auf diese Möglichkeit angewiesen ist.