2022/II/Bil/5 Bundesprogramm Sprache & Integration weiterführen

Status:
Erledigt

Das Bundesprogramm Sprache & Integration muss weitergeführt und als dauerhaftes Bundesprogramm verstetigt werden, damit allen Kindern gute Bildungschancen gewährt werden können.  Sprache ist der Schlüssel zur Bildung!

Der Landesparteitag der SPD Hamburg möge zur Weiterleitung an den Bundesparteitag beschließen:

Die SPD-Bundestagsfraktion wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen

  • das Bundesprogramm Sprache & Integration weiterzuführen.
  • die dafür benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen.
Begründung:

Am Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ nimmt jede achte Kita in Deutschland teil. Es ist eine wesentliche Säule in der Kindertagesbetreuung, das insbesondere die Schwerpunkte auf alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und Zusammenarbeit mit Eltern setzt. Es geht hier um ein frühkindliches Bildungsangebot, das Fundament, auf dem später komplexeres Lernen in der Schule und Berufsbildung besser ermöglicht werden kann. Sprache ist der Schlüssel zur Bildung!

Die Offensive Frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat dazu beigetragen, allen Kindern unabhängig von Herkunft und sozialen Rahmenbedingungen frühe Chancen auf Bildung und Teilhabe zu gewährleisten. In der Praxis der Kindertageseinrichtungen hat sich gezeigt, dass bei den Kindern die Lust auf Sprache   durch das Bundesprogramm Sprache & Integration sich immens entwickelt hat. Das 2016 aufgelegte Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ wurde deshalb auch zweimal verlängert.

Das Bundesfamilienministerium will das Bundesprogramm Ende 2022 auslaufen lassen – entgegen der Aussagen im Koalitionsvertrag, in dem sich die Ampelkoalition für eine Weiterentwicklung und Verstetigung des Programms ausgesprochen hatte.

Auszug aus dem Koalitionsvertrag

„Frühkindliche Bildung – Wir werden das Gute-Kita-Gesetz auf der Grundlage der Ergebnisse des Monitorings und der Evaluation fortsetzen und bis Ende der Legislaturperiode gemeinsam mit den Ländern in ein Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards überführen. Dabei fokussieren wir auf Verbesserung der Betreuungsrelation, Sprachförderung und ein bedarfsgerechtes Ganztagsangebot. Zum weiteren Ausbau von Kita-Plätzen soll ein Investitionsprogramm aufgelegt werden. Die Kindertagespflege wollen wir als Angebot der Kindertagesbetreuung weiterentwickeln und fördern und das Programm „Sprach-Kitas“ weiterentwickeln und verstetigen. Den fachlich fundierten Einsatz von digitalen Medien mit angemessener technischer Ausstattung in der frühkindlichen Bildung werden wir fördern und die Medienkompetenz stärken.“

Der Bund weitete das Programm im Jahr 2021 und 2022 über das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ sogar erheblich aus. Es standen insgesamt somit über 330 Millionen Euro dafür zur Verfügung. Die Lücken, die durch Kita-Schließungen und eingeschränkten Betrieb sowie aufgrund der Quarantäne-Maßnahmen des Fachpersonals teilweise erheblich reduziert war, sind noch lange nicht aufgeholt. Die Sprache hat sich bei vielen Kindern in der Zeit, in der sie nicht in die Kitas gehen konnten, erheblich verschlechtert.

Von einer Streichung des Bundesprogramms zum 1.1.2023 sind mehr als 7000 halbe Fachkraftstellen bundesweit betroffen. In Hamburg sind es 312 Kitas – alle in Stadtteilen mit einem hohen Anteil von Familien mit Migrationshintergrund und/oder aus sozial benachteiligten Familien. Die Fachkräfte sind ausdrücklich von der Betreuung von Kindern freigestellt, um Kinder im Alltagshandeln Freude an Sprache zu vermitteln. Zusätzlich fördert das Bundesprogramm Fachberatungsstellen, die in Verbünden die Sprach-Kita-Einrichtungen unterstützen, die Qualität kontinuierlich zu unterstützen.

Mit Streichung dieses Bundesprogramms wird vielen Kindern aufgrund ihrer Herkunft die Chance auf Bildung massiv erschwert und damit die Chancengleichheit minimiert. Weil Sprache der Schlüssel zur Bildung ist! Der Schwerpunkt der Sprachentwicklung liegt ausdrücklich in den ersten drei Lebensjahren. In dem Alter lernen Kinder auf der Beziehungsebene und deshalb kann und darf die Sprache an dieser Stelle nicht durch digitale Medien ersetzt werden. Die Sprache bildet sich durch Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen.

Das Bundesprogramm Sprache&Integration zu diesem Zeitpunkt einzustellen ist nicht nur fachlich fahrlässig, sondern ist auch politisch falsch. Die SPD hat in ihrem Wahlprogramm versprochen gute Bildungschancen für alle Kinder zu schaffen, egal aus welcher Herkunft. Elternverbände, Kita-Träger:innen, Fachkräfte im gesamten Bundesgebiet sind verärgert sowie große Teile der Bevölkerung. Das benötigte Geld im Bundeshaushalt sollten uns als Investition für unsere Kinder wert sein, ansonsten wird es später teurer, wenn die Chance auf Schul- und Berufsbildung gering ist.

Kinder sind unsere Zukunft.

 

 

 

Überweisungs-PDF: